Bedeutender, musealer Andenkenpokal aus teilvergoldetem Silber für den Wismarer Organisten Johann Christopher Parow zum 50 jährigen Amtsjubiläum

Wismar, um 1820

Meister: Johann Joachim Zeller

 

Der große Pokal zeichnet sich durch seine solide und feine handwerkliche Arbeit aus. Der runde Fuß wird durch gerade Züge gegliedert, die sich passend am kantig gegliederten Balusterschaft fortsetzen. Darauf sitzt die becherförmige Kuppa mit seinem, gewölbtem, aufgesetztem Deckel, der von einem kugelförmigen Knauf bekrönt wird. Der Lippenrand, das Innere der Kuppa, sowie die Deckelinnenseite ist mit einer vorzüglich erhaltenen originalen Vergoldung versehen. Fuß, Schaft und Kuppa sind auseinanderschraubbar.

Gesamthöhe: 34 cm. Gewicht: 827 gr.

Gestempelt am Fußrand mit der Stadtmarke und dem Meisterzeichen

verkauft

Sichtseitig befindet sich die gravierte Widmung:

Dem Herrn Professor J.G. Parow Organist an St. Georg zu seiner 50 jährigen Amtsjubelfeier. Die dankbaren Vorsteher an St. Jakob und St. Georg. Wismar den 28 Februar 1820.

Rückseitig in feiner Gravur der Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen und der Traum Jacobs, wie er mit dem Engel kämpft.

 

Am Fußrand die Namen der Stifter: C. von Breitensttern Patron, Dr. F. Schneider und A. Hafs, Inspectoren C.M. Kneser und J.C. Behring Provisores

Auf dem Fuß die spätere Widmung: Der Bürgermeister Gabriel Lembke seinem Sohne, dem Advocaten Gabriel Christoph Lembke zum Andenken 1852

 

Johann Christopher Parow

Johann Christoph Parow ist der Sohn des Organisten Parow in Ribnitz. Er besuchte 4 Jahre die Lateinische Schule und lernt bei seinem Vetter Petersen die „Organistenkunst“ und war 7 Jahre beim Stadtmusikus Meyer in Stralsund. Mit Zeugnissen von Escherich, dem Ratsmusiker Meier, dem Organisten Benkenstein und dem Organisten Andersen in Stralsund versehen, bewirbt er sich 1770 um die Organistenstelle der Georgenkirche in Wismar. Das Probespiel fand am 28. Februar 1770 statt.

Lit.: Mitteilungen aus norddeutschen Archiven über Kantoren, Organisten, Orgelbauer und Stadtmusiker älterer Zeit bis ungefähr 1800. Von Ernst Praetorius. In: Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft. Jahrgang VII 1905 – 1906. Herausgeg. Von Max Seiffert, Leipzig

Für den Jubilar wurde eine Jubelrede von seinem Sohn Johann Ernst Daniel Parow verfasst und in Greifswald 1820 bei O. W. Kunicke gedruckt.

Lit.: Nachrichten von den jetzt lebenden Schriftstellern in Neuvorpommern und Rügen

von Diederich Hermann Biederstedt

 

Die Stifter:

  1. von Breitenstern

Carl von Breitenstern, Patron. Geboren am 25.6.1777 in Wismar, gest. 14.2.1825 ebd. Er war ein deutscher Jurist, königlich schwedischer Justizrat und Bürgermeister (1814) von Wismar. Er förderte in besonderer Weise das Musikleben in Wismar am Anfang des 19. Jahrhunderts, er organisierte in Wismar Konzerte zu denen auswärtige Künstler eingeladen wurden. Auch setzte er sich für die Gründung des Musikvereins ein, der die Ausbildung talentierter Musiker unterstützen sollte.

Dr. F. Schneider

Dr. F. Schneider. Er ist Vater des am 20.12.1812 zu Wismar geborenen Theologen und Pädagogen Franz Wilhelm Ferdinand Schröder.

  1. Hafs

G.D.A. Hafs ist Ratsherr zu Wismar, Patronat zu St. Martin

  1. M. Kneser

Christoph (Christian) Martin Kneser ist Kaufmann für Holzwaren zu Wismar. Er wurde 1767 geboren und verstarb 1835. Er übte das Patronatsamt für St. Jacob aus. Seine Tochter Louise Johanna wurde am 18.8.1808 geboren

  1. G. Behring

Johann Carl Behring ist Advokat

 

Bürgermeister:

Eine bekannte Wismarer Familie trägt den Namen Lembke. Aus ihr gingen im Laufe der Jahrhunderte sechs Ratsmitglieder, darunter drei Bürgermeister hervor

Gabriel Lembke

Gabriel Lembke wird am 1. April 1769 in Wismar geboren und stirbt am 30. November 1852 im Alter von 83 Jahren. Als Beruf wird Advokat angegeben. Er heiratet am 4. Mai 1808 Sophie Friederike Auguste Steinhagen. Ihr erstgeborener Sohn ist Gabriel Christoph Lembke, der 1811 geboren wird.

Gabriel Christoph Lembke

Gabriel Christoph Lembke wird 1811 geboren und stirbt 1896. Er heiratet in erster Ehe am 5. Oktober 1849 Johanna Franziska Luise Gahrtz (1831 – 1850) und in zweiter Ehe Henriette Dorothea Caroline Franziska Mann (1831-1905). Als Beruf wird, wie bei seinem Vater, Advokat angegeben.

Bemerkung: 1852 ist das Sterbejahr von Gabriel Lembke. Im selben Jahr heiratet sein Sohn Gabriel Christoph Lembke.

Georgenkirche zu Wismar

Die Kirche St. Georgen gehört neben St. Marien und St. Nikolai zu den drei monumentalen gotischen Sakralbauten der Wismarer Altstadt. Ausgehend von der Baumasse und dem umbauten Raum ist die um 1295 begonnene Georgenkirche das größte dieser Bauwerke. Zugleich ist es auch der jüngste Kirchenbau und gilt als das Wunder von Wismar.

Die Georgenkirche war das Gotteshaus der Landesherren und der Handwerker von Wismar. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte und zu DDR-Zeiten weiter verfallene Kirche ist in wesentlichen Teilen bis 2010 wieder aufgebaut worden. Sie ist als Teil der Wismarer Altstadt seit 2002 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes verzeichnet. St. Georgen und St. Marien bilden zusammen die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Wismar St. Marien/St. Georgen in der Propstei Wismar, Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Quelle: Wikipedia

Zu den Silberpunzen:

Stadtmarke von Wismar, halber Stierkopf mit Querbalken im Schild.

Wolfgang Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschland Seite 560 Nr. 1033

 

Der Meister Johann Joachim Zeller wurde 1765 als Sohn des Wismarer Goldschmieds Andreas Caspar Zeller geboren. Er heiratet als Bürger und Goldarbeiter am 30.4.1794. Gestorben ist der Goldschmied am 28.12.1850 in Wismar.

Das Meisterzeichen des Johann Joachim Zeller war Wolfgang Scheffler noch nicht bekannt. Nach derzeitigem Forschungsstand gilt das Meisterzeichen IZ im Rechteck für Johann Joachim Zeller als gesichert, da mit diesen Initialen kein weitere Wismarer Goldschmied in der betreffenden Zeit in Frage kommt.

Wolfgang Scheffler, Goldschmiede Mittel- und Nordostdeutschland Seite 572 Nr. 120.

 

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