Das Geheimnis um eine sächsische Silberpunze. Der Inventarstempel auf Silber in der Großherzoglichen Silberkammer Weimar am Beispiel eines Rokoko Kerzenleuchter

Augsburg, 1755-1757

Meister: Johann Philipp Heckenauer

Höhe: 23 cm. Gewicht: 440 gr.

Gestempelt am Fußrand mit der Stadt- und Meistermarke.

Auf dem Fuß später angebrachte Inventarmarke der großherzoglichen Silberkammer Weimar.

verkauft

Lit.: Seling Nr. 2120, 2332 b Vermutlich dürfte es sich bei diesem Leuchter um den bei Rosenberg erwähnten Einzelleuchter Seite 225 Nr. 955 Werk e) handeln, der bei Erfassung durch Marc Rosenberg noch nicht mit dem Inventarstempel versehen war.

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Weitere, identisch gearbeitete Leuchter mit großherzoglichem Inventarstempel, jedoch mit 25,5 cm etwas größer ausgeführt, befanden sich im Kunsthandel Helga Matzke, Grünwald bei München. Diese Serie von sechs Stück entstand in Augsburg 1757/59 und ist ebenfalls von Johann Philipp Heckenauer gearbeitet worden. Abgebildet in der Weltkunst Nr. 13/2002. Weitere vier Leuchter dieser Serie, Augsburg 1755-1757, von Johann Philipp Heckenauer, Höhe 23 cm, zus. 1634 gr., wurden bei Sotheby`s Paris. 3 Mai 2016 Lot Nr. 201 versteigert.

Des Öfteren begegneten mir auf Silberarbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts eine „sächsische“ Punze für die es bisher keine eindeutige Zuweisung gab. In wechselnder Schildform taucht das bekrönte Sächsische Wappen auf Silberarbeiten auf. Es scheint willkürlich eingeschlagen, nicht zwingend neben Beschau- und Meisterzeichen.

Wie so oft, ein Zufallsfund brachte mich schließlich weiter. Eine Textpassage zu Silberarbeiten, die sich in der großherzoglichen Silberkammer in Weimar befanden, fand ich bei Anke Lünsmann, Bernhard Heinrich Weyhe, Ein Augsburger Goldschmied des Rokoko, München/Berlin 2007. Seite 142. „Infolge der Auflösung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach nach dem Ersten Weltkrieg ging das ehemalige Kammer- und Krongut gemäß eines 1921 geschlossenen Vertrags an das zum Land Thüringen gehörige Gebiet Weimar über. Hiervon ausgenommen waren jedoch Gerätschaften aus der Silberkammer, die der großherzoglichen Familie zum Gebrauch überlassen wurden und damit der für das Privatvermögen zuständigen Schatullverwaltung unterstanden. Als die Familie ihren Wohnsitz nach Schlesien in das Schloß Heinrichau (Kreis Münsterberg) verlegte, nahmen sie die Tafelaufsätze (von Bernhard Heinrich Weyhe) offensichtlich mit, denn im Jahr 1930 wurden dort Photos von Möbeln und Kunstgegenständen angefertigt, auf denen außer dem hier vorstellten Tafelaufsatz auch erstmals zwei (!) kleinere Aufsätze in Abbildungen dokumentiert sind“ Glücklicherweise haben sich die originalen Platten dieser Aufnahmen, die um 1930 von dem Weimarer Photoatelier Louis Held angefertigt wurden, erhalten. Sie befinden sich in dem noch immer existierenden, heute von Eberhard Renno geführtem Atelier, aufbewahrt in einem Kästchen mit der alten Beschriftung „Schloß Heinrichau, Möbel und ‚ Silber, 1930“

Auf meine Anfrage bekam ich von Herrn Renno digitale Abzüge dieser Aufnahmen. Auf einer der Fotografien sind Kerzenleuchter (vermutlich Augsburger Arbeiten, jedoch in anderer Formensprache) zu sehen, die zweifelsfrei denselben Inventarstempel erkennen lassen, wie er auf meinem Leuchter, der sechs Stück, die sich im Kunsthandel Matzke befanden und der bei Sotheby`s versteigerten Leuchtersatz zu sehen ist. Womit die eindeutige Zuweisung an den herzoglich-weimarischen Hof nachgewiesen ist.

Punze auf der Sammelaufnahme dreier Kerzenleuchter. Fotoatelier Renno/Weimar (Fotografie nicht zur Veröffentlichung)

Frau Cornelia Irmisch, Kustodin für Hof und Residenzkultur in Weimar teilte mir mit, dass sich heute in der herzoglichen Sammlung kaum noch Objekte aus der historischen Silberkammer befinden. Entweder wurden sie nach 1920 in den Kunsthandel gegeben oder diese gingen nach 1945 verlustig.

Diese Stadtmarke wird Weimar für das frühe 19. Jahrhundert zugewiesen und ist nahezu identisch der Inventarpunze. http://silberpunze.freehost.ag/beschreibung.php?id=100636