Meine besondere Neuerwerbung, die ich hier vorstellen möchte, ist dieser einmalige Doppelbecher aus Danzig. In Anlehnung der bekannten Faustbecher/Tummler oder sogenannter Stehaufbecher entspricht dieser Danziger Bechertypus jedoch nicht ganz den vorgenannten Stücken. Der Doppelbecher besteht aus zwei einzelnen Becherhälften, die jeweils einen abgeflachten Boden haben und somit keine Stehauf-Funktion aufweisen können. Sie bleiben seitlich liegen wenn man sie kippt.

Vom Gebrauch her kommt dieser Becher den Doppelfaßbechern am nächsten. Dieser Typus taucht am häufigsten in Nürnberg und Augsburg auf und ist vornehmlich um die Mitte des 17. Jahrhunderts gefertigt worden. Hier sind zwei identisch gearbeitete Becher ineinandergesteckt. Ihre Verwendung dürfte als Freundschaftsbecher dienen oder passender, als Geschenk für ein Hochzeitspaar.

Der hier vorliegende Becher stammt aus Danzig und ist um 1680 gearbeitet worden. Der Meister lässt sich anhand des Meisterzeichens eindeutig identifizieren. Es ist Johann Gottfried Holl. Er lernt 1665-1671 bei seinem Vater Hieronymus Holl und fertigt sein Meisterstück bei Gregor Zobel. Gestorben ist er vor 1700. Belegt sind mehrere Arbeiten, darunter ein konisch getriebener Becher mit Laubwerk.

Die Becherhälften sind mit einem getriebenen Blatt- und Blütendekor versehen und teilvergoldet. Die Blatt- und Blüten, der Boden und das Becherinnere sind silbern belassen. Vergoldet sind die Zwischenräume und der Lippenrand. Hier befindet sich auch eine Gravur: „A.E. Noggin“ auf der einen und „A.C. Noggin“ auf der anderen Hälfte. Aufgrund dieser Gravur ist anzunehmen, dass es sich bei diesem Becher um ein Geschenk, vermutlich aus Anlass einer Hochzeit, handelt. Beide Becherhälften sind auf der Bodenunterseite mit der Stadt- und Meistermarke gestempelt.

Gesamthöhe: ca. 11 cm, Gewicht zus: 82 gr.

Lit.: Czihak, Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten in Preußen Seite 44 Nr. 6, Seite 65 Nr. 378,

Die stark bauchige Form dieser Becher läßt sich u.a. in Hamburg, Ohlau, Nürnberg und Staßburg nachweisen.
Ein um 1660 gefertigter Nürnberger Becher unterscheidet sich lediglich durch seinen geweiteten Lippenrand. Die Oberfläche ist mit einem vergleichbaren Blüten- und Blattdekor versehen. Es ist ein Einzelstück, ohne Funktion eines Doppelbechers. Lit.: Nürnberger Goldschmiedekunst Band 1 Teils 2 Nr. 587.

Ein sehr frühes Stück stammt aus Straßburg und läßt sich 1606 datieren und ist ebenfalls ein Einzelstück. Lit.: Hans haug, L´Orfevrerie de Strasbourg, Nr. 24.

Zahlreich lassen sie sich in Hamburg, dem skandinavischen Raum und bis nach Moskau als sogenannter Bratina (Freundschaftsbecher) nachweisen. Ihr Entstehungszeitraum ist das 17. Jahrhundert. Der Lippenrand kann steil nach oben, also zur Aufnahme eines zweiten Bechers, gearbeitet sein oder geweitet was den Becher als Einzelstück auszeichnet. Der Hamburger Typus steht auf einem mehr oder weniger ausgeprägtem Standfuß. Einen Hamburger Doppelbecher habe ich nicht nachweisen können. Lit.: Erich Schliemann, Die Goldschmiede Hamburgs, Band III, Tafel 90-95

Ein schönes Vergleichsstück ist dieser Doppelbecher aus Ohlau/Schlesien von Siegmund Wolfgang Preuß. Er entstand in der ersten Hälfte des 18. Jh. Form und Funktion sind identisch. Beide in der Wandung bauchigen Einzelbecher werden ineinandergesteckt. Der Wandung ist mit einem ziseliertem Bandelwerksdekor verziert, typisch für die Zeit um 1730.