Barocke Branntweinschale mit Wappengravur

Augsburg, datiert 1676

Meister: David Beßmann

Gewicht: 89 gr. Maße: 11,7 x 11 cm, ohne Henkel gemessen.

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Die relativ flache Trinkschale ist mehrpassig geschweift und teilvergoldet. Die Wandung ist mit Ausbuchtungen versehen. Mittig befindet sich ein getriebener Dekor, der einen Paradiesvogel auf Früchten zeigt. Seitlich befinden sich ohrenförmige Henkel. Eine der Ausbuchtungen ist graviert mit dem Wappen des Breslauer Dom Capituls Johann Georg von Lohr.

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Zu Johann Georg von Lohr findet sich ein Hinweis im 1728 in Leipzig erschienenen Buch von Johanne Sinapio: Des Schlesischen Adels, Schlesische Curiositäten, Die Gräflichen, Freyherrlichen und Adelichen Geschlechter. „Die von Lohr im Breslauischen Allmanach“ Anno 1716 Herr Johann Georg von Lohr auf Bittendorf im Ottmauisch-Neissischen; eines hochw. Dom Capituls des hohen Stifts zu Breslau Secretarius, Syndicus und Notarius, wie auch des Fürstenthums Teschen vor viel Jahren Deputatus ad Conventum public.

Die von Lohr war eine begüterte Adelsfamilie, die Güter u.a. in Liegnitz und Breslau besaßen. Sie wurden 1638 in den Adelsstand gehoben. Lit.: Der Adel der böhmischen Kronländer, August von Doerr, Prag 1900. Seite 121 Nr. 700

Eine Abbildung des Wappens ließ sich nicht finden. Jedoch haben sich literarisch mehrere Hinweise zur Wappendarstellung erhalten, das damit zweifelsfrei identifiziert ist. Jahresbericht des Neisser Kunst- und Altertumsverein 1898, Hrsg. Vorstand des Vereins. 1899 „Wappen in und an Neisser Bauwerken“, ab Seite 14 S. 20. Fig. 24. Wappen des Pfarrers und Domprobstes Johannes von Lohr, geadelt 1638 unter Bischof Carl. Das Wappen befindet sich auf Glas gemalt, auf einem Fenster im Museum (Neisse). Im rechten Feld (halber) schwarzer Adler in Gold, im linken rothen Feld 2 silberne Lilien; silberne Balken. Als Kleinod zwischen den schwarz- goldenen und roten Flügen ein goldenes Kleeblatt Umschrift: I.L.D.C.W.P.N 1622. (Johannes Lohr Dominius Consilianus ? Vlatislavensis Praepositus Nissensis)

Führer durch das Erzbischöfl. Diözesanmuseum in Breslau. Dr. Alfons Nowack, 1932 Nr. 68 Metallenes Epitaph des Domherren, Offizials Buddäus von Lohr, gest. 1653. Vor dem ergreifendem Bild des Heilands mit dem Kreuz. Daneben Wappen. Aus dem Dom.

Erwin Hintze, Die Breslauer Goldschmiede, Seite 38. Ein Werk des Goldschmieds Matthes Alischer: Rundfigur des hl. Jacobus als Pilger. Silberblech auf schwarzem Sockel, darauf das silberne Wappen des Johann von Lohr, Propstei zu Neisse. Dat. 25. Jul. 1651. Kath. Pfarrkirche St. Jacobi zu Neisse.

Es ist anzunehmen, dass alle hier zitierten Werke nicht mehr existieren bzw. sich nicht mehr an ihrem angestammten Platz befinden.

Eine Verwendung im sakralen Bereich ist durchaus denkbar. Die evangelische Kirche St. Salvador in Schweinfurt besitzt eine barocke Weinprobierschale mit Stiftermonogramm. Lit.: „Hatten zum Wort verlangen“ 450 Jahre ev. Stadtkirche in Schweinfurt, Nov. 1992, Kat. Nr. 96.

Lit. zur Silbermarke: Seling, Die Augsburger Goldschmiede. Nr. 700/710, 1502